Zum Inhalt springen

Jesus und die Unmöglichkeit eines Lebenslaufes

Der Lebenslauf Jesu

Weihnachten rückt näher und damit stolpern auch die eher Ungläubigen unter uns wieder vermehrt über einen gewissen Jesus Christus. Viel wurde schon diskutiert über die historische Gestalt Jesus und doch ist noch sehr viel unklar. Denn in Bezug auf ihn und seinen Lebenslauf gibt es da ein Problem. Jesus von Nazaret ist zwar eine der bestbelegtesten Figuren der antiken Geschichte. Zugleich stammen aber fast alle Berichte über ihn aus seinem eigenen Gefolge und entstanden noch dazu meist lange nach dessen Tod. Aber bevor wir weitergehen: Solltest du wirklich nur einen Lebenslauf Jesus suchen …hier ist einer.

Die beste Quelle für das Leben Jesus ist nach wie vor die Bibel. Gleichzeit kann aber niemand von der Bibel verlangen, ein neutrales Dokument zu sein. Und das stellt uns vor eine interessante Herausforderung. Was können wir wirklich über Jesus wissen? Gab es ihn überhaupt und wenn ja: Wie wissen wir das? Was kann man sonst über den Lebenslauf Jesus sagen? Um diese Fragen zu beantworten, möchte ich zuerst zusammenfassen, was wir über das Leben Jesus wirklich wissen können, dann darauf eingehen, woher wir das wissen, und am Ende alle Klarheiten und Unklarheiten nochmal zusammenfassen.

Wann wurde Jesus geboren?

Die historische Ungewissheit gegenüber Jesus Christus fängt schon mit dessen Geburt an. Was wir unhinterfragt als sein Geburtsdatum darstellen, ist nämlich schon mal auf jeden Fall falsch. Jesus ist sicherlich nicht am 25. Dezember im Jahr Null geboren. Erstmal gibt es das Jahr Null in unserer Zeitrechnung gar nicht. Auf den 31. Dezember des Jahres 1 vor Christus folgt der 1. Januar des Jahres 1 nach Christus. Und auch der 25. Dezember wird in der Bibel und in auch sonst keiner Quelle erwähnt. Sein angeblicher Geburtstag wurde Jesus erst Jahrhunderte später angedichtet und auf den Tag der Wintersonnenwende gelegt. Darüber habe ich schon mal ausführlicher in einem Artikel zur Geschichte von Weihnachten geschrieben. Auch sonst können wir uns bei der Erzählung von Jesus Geburt bei kaum etwas sicher sein. So ist der Geburtsort Bethlehem zumindest unwahrscheinlich. Eher ist Jesus wohl in Nazaret geboren, wo Maria und Joseph lebten. Ob das mit der Krippe im Stall stimmt, können wir auch nicht wirklich sagen. Und dann haben wir auch keine Ahnung, wer die Heiligen Könige waren und ob es tatsächlich drei von ihnen waren.

Das tatsächliche Geburtsjahr der historischen Figur Jesus von Nazaret (im Gegensatz zur religiös-mythologischen Figur Jesus Christus) dürfte in Wirklichkeit einige Jahre vor Christi Geburt, so blöd das klingt, gewesen sein. Man geht von irgendwann zwischen 8 und 4 vor Christus aus. Jesus dürfte das erste Kind von Joseph und Maria gewesen sein. Oder zumindest von Maria, je nachdem wie man das biologisch sehen mag. Er hatte aber zahlreiche jüngere Geschwister. Vier Brüder werden in der Bibel namentlich genannt, es gab da aber auch noch einige Schwestern. Die Geschichte, dass Jesus Zimmermann war, dürfte ebenfalls nur bedingt stimmen. Sein (Zieh-)Vater Joseph war aber wohl Bauarbeiter, was dafür spricht, dass Jesus diesen Beruf auch gelernt hat.

Viel mehr können wir über die ersten 25 bis 30 Jahre im Lebenslauf Jesus dann auch nicht sagen. Es wurde so gut wie nichts niedergeschrieben. In den Evangelien der Bibel stehen schließlich die letzten paar Jahre vor Jesus Tod im Vordergrund. Denn klar: Da soll er seine Wunder gewirkt haben und sein Tod am Kreuz ist schließlich der entscheidende Moment in der Entstehung des Christentums. Aus der Kindheitszeit ist nur überliefert – wenn auch mit mangelnder Glaubwürdigkeit dass Jesus wohl als Zwölfjähriger mal bei Tora-Gelehrten war und diese mit seinem Wissen über die religiösen Schriften begeistert hat. Wenn das stimmt, können wir somit davon ausgehen, dass Jesus wohl eine religiöse Schule besucht hat und dort Lesen und eventuell auch Schreiben gelernt hat. Ansonsten liegt seine Kindheit im Dunklen.

Die Schaffenszeit Jesus

Irgendwann in seinen Zwanzigern dürfte Jesus‘ Weg in die Religiosität so richtig begonnen haben, und zwar, als er Johannes dem Täufer begegnete. Der war damals wohl ein Wanderprediger aus der Bußbewegung, jemand der einen einfachen Lebensstil predigte und Menschen für seine Lehren zu begeistern versuchte. Bei Jesus scheint das recht gut geklappt zu haben, denn wir können davon ausgehen, dass er sich dieser Gruppe anschloss. In der Bibel wird die Taufe Jesu durch Johannes ja doch recht deutlich ausgeführt. Kurz darauf beginnt schließlich die Zeit, über die die vier Evangelien des Neuen Testaments im Kern berichten: Die Zeit Jesus als Prediger. Er dürfte in seiner Heimatregion um Nazaret und nördlich davon in Richtung See Genezareth umhergewandert sein und ähnlich wie Johannes vor ihm versucht haben, Anhänger für seine Sache zu begeistern. Dass er damit offensichtlich recht erfolgreich war, lässt darauf schließen, dass Jesus ein charismatischer Redner war. Obendrein hatte er gerade für die Armen und Kranken der Gesellschaft eine attraktive Botschaft: Das Gottesreich (also das Ende der Zeit, soweit ich das verstehe) steht kurz bevor, die Erlösung kommt. Diese Message kommt uns ja von heutigen religiösen Bewegungen noch einigermaßen bekannt vor.

Diese Tätigkeit als Wanderprediger und Heiler dürfte Jesus allerdings nur für maximal drei Jahre ausgeübt haben. Innerhalb der jüdischen Führung in Jerusalem war er schon bald als Aufrührer bekannt und als er schließlich um das Jahr 30 (oder auch 33, wir sind uns nicht so sicher) nach Jerusalem kam, wurde er umgehend verhaftet. Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob dies direkt durch die römischen Verwalter um Pontius Pilatus geschah, oder ob die jüdische Elite im Jerusalemer Tempel die Verhaftung ursprünglich vornahm und ihn dann übergab. Der Rest der Geschichte dürfte aber so oder so bekannt sein. Jesus wurde gekreuzigt, erwachte von den Toten und erschien seinen Jüngern, wenn man das denn glauben mag. Das Christentum war jedenfalls geboren.

Woher wissen wir irgendwas über Jesus Lebenslauf?

Wir können also zusammenfassen: Über den Lebenslauf Jesus Christus können wir nicht wirklich viel sagen. Der Grund dafür ist ein denkbar einfacher: die schwache Quellenlage. Die ist in weiten Teilen von Jesus Leben nämlich einigermaßen überschaubar und obendrein einseitig. Jesus von Nazaret wurde zwar in griechischen, römischen und jüdischen Quellen teilweise erwähnt, jedoch immer recht beiläufig. Außerdem geschah das erst Jahrzehnte nach seinem Wirken und war meist auf kurze Nacherzählungen des Kreuztods beschränkt. Was wir über Jesus wissen, stammt somit fast ausschließlich aus der Bibel. Und dass das ein wenig problematisch ist, liegt denke ich auf der Hand.

Auf der Plusseite muss man sagen, dass Jesus auch schon in den ältesten Texten des Neuen Testaments eine zentrale Rolle einnimmt. Das ist zwar an sich wenig überraschend, hilft aber doch sehr bei der Einschätzung der historischen Person Jesus und dem Versuch, einen Lebenslauf für ihn zu schustern. Die ältesten Texte der Bibel sind hierbei die Briefe des Paulus, die unter anderem auch angebliche Zitate von Jesus enthalten. Paulus war ein Zeitgenosse Jesu, hat ihn aber wohl nie persönlich getroffen. Seine Briefe stammen außerdem aus einer viel späteren Zeit um das Jahr 60. Wie verlässlich diese Zitate sind, ist also fragwürdig. Dadurch, dass Paulus aber im direkten Kontakt mit den frühesten christlichen Gemeinden stand und wohl auch einige der Jünger Jesu getroffen haben muss, ist er doch gewissermaßen glaubwürdig.

Das allermeiste zum Leben Jesus können wir aber den nächstältesten Teilen des Neuen Testaments entnehmen: den Evangelien. In der Bibel sind vier Evangelien als „kanonisch“, also offiziell von der Kirche anerkannt: die des Markus, Lukas, Matthäus und Johannes. Wie schon gesagt, behandeln sie größtenteils das Wirken Jesu in seinen letzten paar Lebensjahren. Der Zweck der Evangelien war es, den Status Jesus als Heilsbringer zu zementieren und das Christentum somit weiterzuverbreiten. Wenn man nun aber versucht, sie als Quelle für das tatsächliche Leben Jesus zu sehen, gibt es erneut ein Problem: Die vier Autoren der Evangelien waren allesamt keine Zeitgenossen Jesus. Das älteste der Evangelien, das des Markus, stammt wohl etwa aus dem Jahr 70, die von Lukas und Matthäus irgendwann zwischen 80 und 90 und das des Johannes noch ein zwei Jahrzehnte später.

Gab es Jesus überhaupt?

Die Evangelisten verfassten die Texte somit auf Grundlage des vorhandenen Volkswissens, den Geschichten, die man sich in den frühen christlichen Gemeinden über Jesus erzählte. Zusätzlich lagen ihnen noch die Briefe Paulus‘ vor und eventuell gab es noch andere frühere Texte über Jesus Lebenslauf, die wir heute nicht mehr kennen. Die Autoren konnten bei ihrer Arbeit jedenfalls eine gewisse künstlerische Freiheit genießen. Alles, was wir mit relativer Sicherheit über Jesus sagen können – und was ich oben versucht habe zusammenzufassen – stammt aber nun aus diesen Evangelien. Als Grundregel bei der Bewertung dieser Erzählungen kann also nur gelten: Wenn alle vier in gleicher oder ähnlicher Form über ein Ereignis berichten, können wir davon ausgehen, dass irgendetwas dran sein muss. Das war es dann aber auch schon.

Wir sehen, die Quellenlage ist letzten Endes doch ziemlich dünn. Trotzdem gehen die meisten Historiker heute davon aus, dass es eine historische Person Jesus gegeben hat. Die Berichte über ihn, die im Neuen Testament der Bibel gesammelt sind, mögen zwar parteiisch sein. Die Tatsache, dass es trotzdem so viele Berichte gibt und sie sich in wichtigen Teilen decken, spricht aber recht deutlich dafür, dass die Person Jesus, der jüdische Wanderprediger aus Nazaret, existiert haben muss. Und letzten Endes … Ganz ohne eine charismatische Gestalt wie ihn wäre es doch auch schwer erklärbar, wie eine Religion wie das Christentum entstehen hätte sollen.

Im Podcast zu diesem Blogartikel spreche ich diese Woche über eine Teilgeschichte aus Jesus Lebenslauf: seine Geburt. Die ist in der Bibel nämlich noch viel schlechter belegt als der spätere Teil seines Lebens. Nur zwei der vier Evangelisten haben über die Geburt Jesu geschrieben und so viel kann ich schon sagen: Sie sind sich nicht in vielem einig. Wenn du nun noch mehr Lust auf spannende Häppchen aus der Geschichte hast: Melde dich doch noch für den Déjà-vu Geschichte Newsletter an! Dort erwarten dich alle zwei Wochen neue Beiträge und Podcast-Episoden direkt in dein Postfach.

19 Gedanken zu „Jesus und die Unmöglichkeit eines Lebenslaufes“

  1. Was die Weihnachtsgeschichte nach Lukas angeht (das ist die, die man an Heilig Abend für gewöhnlich zu hören bekommt), so hat Lukas sich zwar ziemlich verrechnet, indem er die Herrschaftsperioden Herodes‘ des Großen (+ 4 v. Chr) und die des Quirinius (herrschte ab 6 n. Chr.) als gleichzeitig verortet.
    Allerdings ist der Zug der Familie nach Bethlehem (dann aber mit einem Jesuskind im Grundschulalter) gar nicht so unwahrscheinlich. Volkszählungen wurden zwar nicht parallel im ganzen Reich durchgeführt, für die Region Palästina, bzw. die Provinz Syrien ist der Zensus für die Zeit unter Quirinius jedoch belegt. Wer über verstreuten Landbesitz verfügte, musste diesen ggf. jeweils direkt vor Ort angeben.
    Wenn nun Maria und Josef sich extra von Nazareth aufmachten, um ihren Besitz in Bethlehem ordnungsgemäß zu deklarieren, können sie so arm nicht gewesen sein.Das hieße dann, das Jesus wohl eher ein Mittelschichtskind war, das dann bei Cousin Johannes dem Täufer sein Woodstockerlebnis hatte.

    Apropos Familie: Die Großeltern Jesu tauchen, abgesehen vom Stammbaum, in keiner biblischen Geschichte auf, was angesichts der Tatsache, dass sich die Evangelien diesbezüglich nicht einmal auf den Namen von Jesu Opa einigen konnten, nicht verwundert. Die Frage, warum Maria und Josef in der überlieferten Weihnachtserzählung nicht einfach bei Verwandten in Bethlehem geklingelt haben, stellt sich aber trotzdem…
    Josefs Schicksal ist etwas deprimierend. Er wird bei Lukas und Johannes zwar anfangs lobend erwähnt, weil er Maria nicht verstößt, sondern das Kind annimmt und für beide sorgt. Dann jedoch taucht er nicht mehr auf und wir erfahren nicht, warum. Starb er? Oder lief er einfach davon? Wie ist Jesus mit dem Tod seines Ziehvaters umgegangen? Musste er für seine Familie sorgen?Eine kurze Notiz wie: „Nach dem frühen Tode Josefs sorgte Jesus für die Familie bis er etwa 30 Jahre alt war“, wäre doch nun wirklich nicht zuviel verlangt gewesen.

    1. Haha, die Formulierung mit dem Woodstock-Erlebnis gefällt mir. Das ist auch unabhängig von Jesus‘ sozialer Schicht keine so abwegige Erklärung, oder?

      Das mit Josef stimmt. Ich finde es auch überraschend, dass kaum mehr darüber gesprochen wird, dass er angeblich von König David angestammten sein soll. Hat er das selbst behauptet? Hat ihm das etwas genützt? Etwas mehr Infos zu Josef wären jedenfalls nett..

      1. Die Taufe im Jordan als Woodstock, das ist mal ne neue Sichtweise 🙂

        Die diversen Lücken, Widersprüche, … im Neuen Testament sind nur dann problematisch, wenn man diese Texte als historische Berichte auffasst.
        Das sind sie aber nicht und wollten sie auch nie sein, denn dazu hätten auch damalige Autoren die Texte anders aufgebaut und entsprechende Quellen genannt.

        Z.B. kann man an einigen Stellen -sinngemäß – Dinge lesen wie: „wie es in der Schrift steht“, „dadurch wurde das Wort des Propheten soundso erfüllt“, …
        Da wird schon klar, dass die Intention nicht ist, eine klare Sicht auf historische Ereignisse zu liefern.

        Vor diesem Hintergrund ist es auch kein Wunder, dass Josef später nicht mehr auftaucht. Er wird in dieser Geschichte schlicht nicht mehr benötigt. Sein einziger Zweck bestand darin, Jesus als Nachfahre König Davids zu etablieren und wieder einen König der Juden zu haben, bzw. über die Abstammung nachzuweisen dass Jesus der Messias ist.

        Was aber ja für jeden Historiker offensichtlicher Blödsinn ist, denn laut eben derselben Geschichte ist er ja nicht der – leibliche – Sohn Josefs.

        Im Ketzerpodcast gibt es mindestens einen Beitrag, in dem der Aufbau und die Absichten bei der Erstellung der Texte des Neuen Testaments beschrieben werden.
        Falls gewünscht kann ich gern mal schauen, welche das sind. Könnte aber etwas dauern, weil die Episodenbeschreibung selten so genaue Inhaltsangaben machen, dass man das rausfindet ohne die Episode anzuhören.

        1. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, auf den ich im Podcast glaube ich auch ein wenig eingegangen bin. Das Neue Testament und gerade die Evangelien sind eben keine Berichte. Sie sind religiös motivierte Schriften mit ganz klaren Zielen, letzten Endes die Verbreitung der christlichen Lehre. Das macht sie ja auch zu einer so notorisch schwierigen Quelle.

          Die Episode vom Ketzerpodcast würde mich tatsächlich interessieren! Aber du musst jetzt nicht stundenlang kramen gehen 😉

          1. Da war meine Erinnerung schlechter als erhofft.
            Tatsächlich ist es nur ein kurzer Teil der Episode über die Historizität von Jesus von Nazareth.

            Ungefähr ab einer Stunde Laufzeit
            https://ketzerpodcast.wordpress.com/2014/11/28/33-4-gab-es-einen-historischen-jesus/

            Oder auf Youtube
            https://www.youtube.com/watch?v=7NKgn1wmFcg

            „Hauptketzer“ Matthias war so freundlich, mir einen Ausschnitt aus Richard Carriers “On the Historicity of Jesus” zu schicken, den ich dir weiterleite. Da wird am Beispiel des Matthäusevangeliums erläutert, wie das strukturiert ist.

            Es scheint auch in diesem Vortrag von Carrier behandelt zu werden:
            https://www.youtube.com/watch?v=TyrDXg4nUjY
            Den hab ich mir aber noch nicht angeschaut.

            P.S.
            Die Ketzer haben sich auch noch mit Mohammed und Buddha beschäftigt. Sieht bei beiden auch eher danach aus, dass das mythische Gestalten sind.
            https://ketzerpodcast.wordpress.com/2014/12/12/34-2-die-historizitat-mohammeds/
            https://ketzerpodcast.wordpress.com/2015/07/31/40-4-historizitaet-buddhas/

            (beide Folgen müssten auch bei Youtube sein)

            1. Zwischenzeitlich habe ich mal den verlinkten Vortrag von Carrier anschauen können.

              Bild- und Tonqualität sind schlecht, der Inhalt macht das wieder wett.

              Die Struktur des Inhaltes des Matthäusevangeliums wird klar verdeutlicht.
              Ein Vergleich der Evangelien mit anderen Mythen und ihrem Aufbau verdeutlicht, dass die Evangelien tatsächlich nur Mythen und eben keine Tatsachenberichte sind.

              Obwohl ich ja schon deutlich mehr Kritik an der Bibel und Religion durchgearbeitet habe als der Durchschnitt, waren da immer noch genug neue Infos drin dass sich die 50 Minuten sehr gelohnt haben.

      2. Nur eine kurze Anmerkung zum „Verrechnen“ (bezüglich der Regentschaft von Herodes und Quirinius), das man Lukas vorwirft. Eine in Tibur Tivoli gefundene Inschrift belegt, dass Quirinius zweimal Statthalter von Syrien gewesen ist, 🙂

    2. Danke für eine weitere Folge.
      Höre deinen Podcast immer wieder sehr gern.

      Es erstaunt mich immer wieder, dass man im deutschen Sprachraum weiterhin von einer historischen Figur des „Jesus von Nazareth“ ausgeht.
      Vermutlich liegt das am starken kirchlichen Einfluss auf die Theologielehrstühle, denn im angelsächsischen Raum zieht man schon etwas länger ganz andere Schlußfolgerungen.

      Empfehlenswert ist dazu das Buch „Nailed: Ten Christian Myths That Show Jesus Never Existed At All“ von David Fitzgerald.
      Es fasst übersichtlich und leicht zu lesen die einschlägige Fachliteratur aus dem angelsächsischen Raum zusammen.
      In diesem Zusammenhang werden auch die außerchristlichen „Quellen“ genauer betrachtet.

      Ich kann dir das Buch als EPUB-Datei zur Verfügung stellen, falls nötig.

      1. Danke sehr, Gerry! Da hast du recht. In meiner Recherche stieß ich so gut wie einhellig auf die Meinung, eine historische Person wäre wahrscheinlich, weshalb ich das auch so wiedergegeben habe. Ein ganzes Buch ist mir leider etwas zu zeitaufwendig, ich werde mich aber nochmal mit englischsprachigen Quellen befassen.

        1. Ich hab das epub grad mal nach PDF konvertiert.
          Sind 140 A4 Seiten wenn man den Anhang über die außerchristlichen Quellen, das Inhaltsverzeichnis, Quellenangaben, … abzieht.
          Und es ist kein eng beschriebenes Fachbuch, sondern mit großzügigen Abständen zwischen den Absätzen.

          Und ich finde, es ist wirklich eine gelungene Zusammenfassung.

          Wenn ich’s richtig im Kopf hab (hab das Buch vor nem Jahr gelesen), dann kann man die einzelnen Kapitel auch weitgehend eigenständig lesen so dass das fast schon als „Kloliteratur“ taugt.

    3. Ich habe heute den Podcast mit viel Freude gehört. Vor allem über die Aussage, dass die Weihnachtsgeschichte „vielleicht berühmter ist als Wilhelm Tell“ fand ich sehr lustig … 🙂

      Nur zu den Datierungen der Evangelien möchte ich auf den neuesten weltweiten Forschungsstand hinweisen. Markus wird nicht mehr wie noch vor 40 Jahren auf 70 oder 80 nach Christus datiert und Johannes schon lange nicht mehr auf das beginnende 2. Jahrhundert.
      Die Forschung ist momentan eher soweit, für das Markusevangelium spätestens das Jahr 55 n.Chr. anzunehmen und Johannes irgendwo zwischen 70 und 90 zu datieren. Ich schätze, dass Johannes spätestens zwischen 65 und 70 sein Evangelium und seine Briefe verfasste. Der Grund hierfür: Er weiss rein gar nichts von der Tempelzerstörung in Jerusalem. Und diese hätte er nicht ausgelassen, wenn er nach 70 geschrieben hätte. Auch die These, dass die Evangelisten (ausser Lukas) Jesus nicht persönlich kannten, ist heute nicht mehr haltbar. Eher wahrscheinlich ist, dass Markus, Matthäus und Johannes tatsächlich Wegbegleiter Jesu waren. Als Augenzeugen unterscheiden sich ihre Darstellungen des Messias daher zwangsläufig. Zwei Zeugen berichten ja nie das Gleiche, weil die eigene Perspektive natürlich immer mitspielt. Ausserdem schrieb Matthäus dezidiert für judenchristliche Gemeinden, während Markus für Heidenchristen schrieb.

      Leider ist die deutschsprachige Theologie in weiten Teilen noch hinter dem internationalen Forschungsstand zurück und verteidigt ihre teilweise unsinnigen Datierungen mit Händen und Füssen – obwohl Papyrologen und Althistoriker (gerade auch im deutschsprachigen Raum) hier schon viel mehr wissen und viel genauer Bscheid wissen als die Theologen (wie ich ja auch einer bin).

      Was das Dilemma zwischen Stall und Haus betrifft, hier noch eine kurze Anmerkung: In Israel vor 2000 Jahren unterschied man nicht zwischen Stall und Haus. Der Stall war Teil des Hauses und kein seperates Gebäude.

      1. Vielen Dank! Uh, tatsächlich hätte ich wohl in die englischen Quellen schauen müssen und das nicht einfach so wiedergeben. Das Argument der Tempelzerstörung ist recht überzeugend, ansonsten bin ich auch bei neuen Datierungen lieber vorsichtig. Aufgrund der Quellenlage, die sich seit Jahrhunderten ja trotz allem nicht grundlegend verändert hat, haben neue Vorschläge nicht zwangsläufig ein besseres Fundament als die alten. Weißt du zufällig, warum Teile der Forscherschaft davon ausgehen, dass die drei Evangelisten Zeitgenossen und/oder Wegbegleiter Jesu waren?

        Das mit dem Haus und Stall habe ich in der Form schon vermutet. Vielen Dank für die Klarstellung!

    4. Ein richtig enger Artikel. Was ist mit den anderen Evangelien.
      Was ist mit dem Jesus der nach Indien ausgewandert ist? Was mit dem Jesus der in Äthiopien gelebt hat? Und was ist mit dem Grab, dass man in Israel gefunden hat?
      Was ist mit den Erwähnungen im Koran?
      Ein sehr einseitiger Artikel.
      Schade um die verpasste Möglichkeit ein tieferes Bild zu zeichnen.

      1. Lieber Wolf,

        der Artikel hat das Ziel, die biblischen (in dem Fall also kanonischen) Quellen zu beurteilen. Dass da keine Apokryphen dazuzählen, ist nun mal so, wobei das sicher eine gewisse Willkür ist. Andererseits nicht meine sondern die der Kirchenväter von anno dazumal. Was Indien, Äthiopien und Israel angeht … davon habe ich noch nie gehört und es klingt verdächtig nach einer Verschwörungstheorie. Angeblich soll er ja auch in Südfrankreich überlebt haben und die Merowinger begründet haben. Naja. Behaupten kann man vieles.

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert